Tipps für Angstpatienten
Ein kleines Nickerchen halten und frisch erholt mit strahlenden Zähnen wieder aufwachen! Davon träumt wohl mancher Patient vor seinem Zahnarzttermin – vor allem, wenn eine vermeintlich schmerzhafte Behandlung auf der Tagesordnung steht.
Dieser Traum wird bei uns nicht zur Wirklichkeit, denn wir bieten keine Vollnarkosen an. Und dafür haben wir gute Gründe. Nicht erst seit dem tragischen Todesfall eines 18-jährigen Angstpatienten in einer Hamburger Praxis Ende Mai 2016 warnen Mediziner vor dem leichtfertigen Umgang mit der Vollnarkose. Selbst wenn alle hohen Anforderungen an Raum- und Gerätestandards erfüllt sind und ein Anästhesist samt qualifizierter Assistenz die Narkose ein- und ausleitet, kann es zu Zwischenfällen kommen. Zum Beispiel, weil der Patient an Vorerkrankungen leidet, von denen er – wie im Hamburger Fall – noch gar nichts wusste.
Woher kommt die Angst vor dem Zahnarzt?
Sie resultiert meist daher, dass die betroffenen Angstpatienten eine traumatische Erfahrung bei einem früheren Besuch gemacht haben. Eine weitere Ursache liegt in der Erwartung der Patienten: Sie nehmen an, dass sie zwangsläufig Schmerzen haben müssen. Dies ist heute nicht mehr der Fall! Sprechen Sie alle Ihre Ängste offen an, wir helfen Ihnen gerne!
Ortliche Betäubung oder Vollnarkose?
Statt auf die zur Zeit fast „in Mode“ geratene Vollnarkose setzen wir deshalb auf die modernsten Methoden der Lokalanästhesie. Sie sind schonend und wirken schnell, haben sich vielfach bewährt, nehmen dem Patienten wirkungsvoll den Schmerz und geben uns als Ärzten die Möglichkeit, auch während der Behandlung mit unseren Patienten zu kommunizieren – und umgekehrt. Wie die örtliche Betäubung wirkt und welche verschiedenen Arten der lokalen Anästhesie es gibt, möchten wir Ihnen hier kurz erläutern:
Lokal betäubt werden können Zähne, Zahnfleisch, Lippen, Zunge, Wangen, Mundboden und Bereiche des Kiefers. Das Betäubungsmittel blockiert die Weiterleitung von Schmerz- und anderen Reizen in die Nerven. Während der Behandlung spüren Sie also – nichts. Die Wirkzeit der örtlichen Betäubung hängt vom Medikament und der Art der Verabreichung ab. Aufgrund unserer langen Erfahrung und Expertise wählen wir die Betäubung so, dass sie für die gesamte Behandlungsdauer sicher ausreicht. Sie müssen nicht befürchten, plötzlich von einem stechenden Schmerz überrascht zu werden! Nach der Behandlung klingt die Betäubung langsam wieder ab. Während es zwischen drei und zehn Minuten dauert, bis die Betäubung wirkt, dauert es eine halbe bis drei Stunden, bis sie wieder vollständig abgeklungen ist. Zuerst kehrt das Gefühl in den Zähnen und dem Kiefer zurück, dann in den Lippen, den Wangen und der Zunge.
Je nach geplanter Behandlung können verschiedene Techniken der Anästhesie eingesetzt werden: Bei der Infiltrationsanästhesie können einzelne Zähne, der umgebende Knochen und das bedeckende Weichgewebe, kleinere Areale der Mundschleimhaut oder die Gesichtshaut betäubt werden. Das Betäubungsmittel wird unter die Schleimhaut oder in der Nähe der Wurzelspitze gespritzt. Das Medikament dringt in den Knochen und das umgebende Gewebe ein und betäubt die Nervenenden. Diese Methode wird überwiegend im Oberkiefer angewandt, da dieser eine relativ lockere Knochenstruktur aufweist. Im Unterkiefer wird dagegen meist die Leitungsanästhesie angewendet. Das Betäubungsmittel wird möglichst nah am Nervenstamm eingebracht und damit das ganze Versorgungsgebiet dieser Nerven betäubt.
Bei der intraligamentären Anästhesie wird das Betäubungsmittel direkt an die Wurzel des betroffenen Zahnes in den Zahnhalteapparat eingebracht. Von dort breitet es sich im Knochen bis zur Wurzelspitze aus. Es betäubt nur diesen Zahn und nicht das umgebende Weichgewebe. Zusätzlich lässt sich durch Spüllösungen, Sprays oder Salben die Mundschleimhaut betäuben. Man spricht hierbei von Oberflächenanästhesie. Sie wird eingesetzt, um den Injektionsschmerz zu vermindern, und hilft gegen den Würgereiz beim Röntgen, bei Abformungen, bei der Behandlung von Mundschleimhautverletzungen und bei kleinen Behandlungen am Zahnfleisch.
Besonders ängstlichen Patienten bieten wir zusätzliche Hilfe an, zum Beispiel in Form von beruhigenden oder angstlösenden Medikamenten, die erfahrungsgemäß sehr gut wirken. Denn auch Angst sollte für Patienten kein Grund sein, die Risiken einer Vollnarkose in Kauf zu nehmen.
Wieviele Patienten haben Angst vor dem Zahnarztbesuch?
Die Angst vor einem Zahnarztbesuch ist relativ weit verbreitet. Untersuchungen in westlichen Staaten legen nahe, dass zwischen fünf und zwanzig Prozent der Patienten darunter leiden. Fast immer führt diese Angst dazu, dass Zahnarztbesuche aufgeschoben werden, teilweise jahrelang. Die Folge: Mögliche Schäden werden noch größer, das Wissen darüber erhöht die Angst der Patienten weiter. Das muss nicht sein: Ihr Zahnarzt kennt eine Reihe verschiedener Betäubungsmöglichkeiten, mit denen Sie keine Schmerzen haben werden. Unsere Praxis legt Wert auf eine ansprechende, ungezwungene Atmosphäre, die Angst und Verspannung löst.
Die besten Tipps gegen die Angst vor dem Zahnarzt
Meist kommen unsere Patienten mit einem Lächeln in unsere Praxis, denn sie wissen, dass sie gut betreut werden und ihnen nichts Schlimmes passiert. Es gibt aber auch solche, die ganz blass um die Nase sind und denen buchstäblich der Angstschweiß auf der Stirn steht. Jeder vierte Deutsche hat nach Umfragen ein mulmiges Gefühl, wenn er zum Zahnarzt muss. Fünf Prozent leiden sogar unter einer Phobie, also einer krankhaften Angst, die sie selbst bei schlimmen Schmerzen vom Zahnarzt fernhalten. Wir wollen deshalb heute ein paar Tipps geben, wie man die Angst in den Griff bekommen oder zumindest reduzieren kann.
Als Allererstes kann ich nur raten: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold! Sprechen Sie mit uns. Ein Gespräch schafft Vertrauen und baut Ängste ab. Teilen Sie uns alle Ihre Bedenken mit, denn nur so können wir sie berücksichtigen und entsprechend auf Sie eingehen. Wenn Sie mögen, erklären wir Ihnen ganz genau, welche Behandlungsschritte unmittelbar bevorstehen. Wenn Sie solche Details nur noch mehr ängstigen, lassen wir es bleiben. Das besprechen wir einfach vorher. Wir wissen auch, dass es oft schon Überwindung braucht, überhaupt einen Termin zu vereinbaren. Erst recht, wenn die Behandlung lange aufgeschoben wurde und man sich vor einer „Standpauke“ fürchtet. So etwas passiert bei uns definitiv nicht.
Unser zweiter Tipp: Hören Sie Musik! Die Angst vor der Behandlung wird stärker, je mehr Sie sich darauf fokussieren. Alles, was Sie auf andere Gedanken bringt, trägt zu Ihrer Beruhigung bei. Laden Sie doch einfach ein paar schöne, entspannende Stücke auf Ihr Smartphone oder Tablet (im iTunes- oder Google-Store z. B. gibt es zahllose Alben mit sogenannter „Easy Listening“-Musik – Meeresrauschen und Vogelzwitschern inklusive). Dann bringen Sie Ihren Kopfhörer mit und suchen Sie schon im Wartezimmer ganz bewusst gedanklich das Weite. Hilfreich bei Angstzuständen sind auch Entspannungstechniken wie progressive Muskelrelaxation, autogenes Training oder Yoga. Entsprechende Kurse werden von der VHS und privaten Instituten angeboten.
Als Drittes möchten wir Ihnen eine gute Nachricht mitgeben: Früher gehörten Schmerzen beim Zahnarzt irgendwie mit dazu, aber heute ist das nicht mehr so – dem medizinischen Fortschritt sei Dank! Denn mittlerweile gibt es lokale Betäubungsmittel, die sehr schnell und gut wirken. Auch der kleine Einstich der Spritze ist heute dank spezieller Methoden kaum noch zu merken. Wenn Sie Sorgen haben, dass die Betäubung während der Sitzung nachlässt oder nicht ausreicht, können wir gern ein Handzeichen oder ein anderes Stoppsignal vereinbaren. So können wir zu jedem Zeitpunkt der Behandlung auf Sie eingehen – Sie müssen nichts „durchstehen“. Last but not least: Wer unter einer echten Zahnbehandlungs-Phobie leidet, der kann sich professionelle Hilfe holen. Die Phobie ist als Angsterkrankung wissenschaftlich anerkannt, die Krankenversicherung übernimmt die Kosten einer entsprechenden Therapie. Rund 70 Prozent aller Phobiker kann damit sehr gut geholfen werden.