Zahnputztabletten: Nur ein Hype?

Zahnputztabletten: Nur ein Hype?

| 23.1.2024 |

Die Mundhygiene hat sich stetig weiterentwickelt, angetrieben durch ein wachsendes Bewusstsein für präventive Zahnmedizin und den Wunsch nach nachhaltigeren Produkten. Zahnputztabletten, oft als umweltfreundliche Alternative zur herkömmlichen Zahnpasta beworben, haben an Popularität gewonnen. Sie versprechen nicht nur eine Reduzierung von Plastikmüll, sondern auch eine effektive Reinigung und Pflege der Zähne. Doch wie gut sind diese innovativen Produkte wirklich? Halten sie den wissenschaftlichen Standards stand?

Der wissenschaftliche Blick

Die Forschung zu Zahnputztabletten ist ein relativ junges Feld, das in den letzten fünf Jahren an Dynamik gewonnen hat. Während die grundlegende Reinigungsleistung durch abrasive Partikel wie mikrofeine Zellulose-Fasern und Siliciumdioxid in vielen Produkten als gegeben angesehen werden kann, liegt der Fokus der wissenschaftlichen Diskussion auf der kariespräventiven Wirkung und der Remineralisierung des Zahnschmelzes. Hierbei spielen insbesondere die Inhaltsstoffe Fluorid und Hydroxylapatit eine zentrale Rolle.

Traditionell gilt Fluorid als Goldstandard in der Kariesprophylaxe. Es fördert die Remineralisierung des Zahnschmelzes und macht ihn widerstandsfähiger gegen Säureangriffe. Viele Zahnputztabletten enthalten ebenfalls Fluorid, oft in Konzentrationen, die denen herkömmlicher Zahnpasten ähneln (z.B. 1450 ppm). Eine kritische Betrachtung der Studienlage zeigt jedoch, dass die tatsächliche Menge an Fluorid, die während des Putzvorgangs in der Mundhöhle wirksam wird, bei Zahnputztabletten geringer sein kann. Dies liegt daran, dass eine Zahnputztablette in der Regel nur etwa 0,3 Gramm wiegt, während bei herkömmlicher Zahnpasta 1 bis 1,5 Gramm pro Anwendung verwendet werden. Dies könnte bedeuten, dass die Fluoridexposition bei der Verwendung von Zahnputztabletten, wenn nur eine Tablette pro Putzvorgang verwendet wird, nicht ausreicht, um die gleiche kariespräventive Wirkung wie eine fluoridhaltige Zahnpasta zu erzielen. Einige Experten und Verbraucherschutzorganisationen äußern daher Bedenken hinsichtlich der Kariesprophylaxe bei alleiniger Verwendung von Zahnputztabletten mit geringerer Fluoridfreisetzung.

Einige Hersteller von Zahnputztabletten setzen auf Hydroxylapatit (HAp) als Alternative zu Fluorid. Hydroxylapatit ist der Hauptbestandteil des Zahnschmelzes und wird als biomimetischer Wirkstoff beworben, der den Zahnschmelz remineralisieren und vor Karies schützen soll. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass HAp eine vielversprechende Alternative sein könnte, insbesondere für Personen, die Fluorid meiden möchten. Es gibt jedoch noch keine eindeutige wissenschaftliche Evidenz, die Hydroxylapatit als gleichwertig oder überlegen gegenüber Fluorid in der Kariesprophylaxe einstuft. Systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen, die die Wirksamkeit von HAp umfassend bewerten, sind noch begrenzt. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) und die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) betonen in ihren aktuellen Leitlinien weiterhin die zentrale Rolle von Fluorid in der Kariesprophylaxe. Dies unterstreicht die Notwendigkeit weiterer, groß angelegter und methodisch hochwertiger Studien, um die langfristige Wirksamkeit von Hydroxylapatit in Zahnputztabletten zweifelsfrei zu belegen.

Die kritische Bewertung der Studienlage erfordert auch einen Blick auf die Methodik. Viele der vorhandenen Studien sind In-vitro- oder In-situ-Studien, die zwar wertvolle Erkenntnisse liefern, aber nicht immer direkt auf die klinische Situation im Mund übertragbar sind. Randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit ausreichender Probandenzahl und langer Beobachtungsdauer sind essenziell, um belastbare Aussagen über die klinische Wirksamkeit von Zahnputztabletten treffen zu können. Limitationen der aktuellen Forschung umfassen oft die geringe Stichprobengröße, kurze Beobachtungszeiträume und das Fehlen direkter Vergleichsstudien zwischen verschiedenen Zahnputztabletten-Formulierungen und etablierten Zahnpasten. Kontroverse Standpunkte ergeben sich insbesondere aus der Diskussion um fluoridfreie Produkte und der Frage, ob Hydroxylapatit eine vollwertige Alternative darstellt.

Praxis im Wandel

Die Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung zu Zahnputztabletten haben direkte Implikationen für die zahnärztliche Praxis. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen und alternativen Mundhygieneprodukten ist es wichtig, dass Zahnärzte und ihr Team fundierte Empfehlungen aussprechen können. Die primäre Empfehlung sollte weiterhin auf fluoridhaltigen Zahnpasten basieren, da deren kariespräventive Wirkung durch eine umfassende Evidenzlage gestützt wird. Wenn Patienten jedoch den Wunsch äußern, Zahnputztabletten zu verwenden, sollten folgende Punkte beachtet werden:

  1. Aufklärung über Fluorid: Es ist entscheidend, Patienten über die Bedeutung von Fluorid für die Kariesprophylaxe aufzuklären. Wenn Zahnputztabletten verwendet werden, sollte sichergestellt sein, dass sie eine ausreichende Fluoridkonzentration (mindestens 1000 ppm, idealerweise 1450 ppm für Erwachsene) aufweisen und dass die Patienten die empfohlene Menge für eine effektive Fluoridexposition verwenden. Gegebenenfalls muss die Anwendung von mehr als einer Tablette pro Putzvorgang in Betracht gezogen werden, um die gleiche Fluoridmenge wie bei herkömmlicher Zahnpasta zu erreichen.
  2. Hydroxylapatit als Ergänzung: Produkte mit Hydroxylapatit können als Ergänzung zur Mundhygiene in Betracht gezogen werden, insbesondere bei Patienten mit erhöhter Sensibilität oder dem Wunsch nach fluoridfreien Alternativen. Es sollte jedoch betont werden, dass Hydroxylapatit nach aktuellem Forschungsstand Fluorid nicht vollständig ersetzen kann, insbesondere nicht bei hohem Kariesrisiko. Eine Kombination aus beiden Wirkstoffen könnte in Zukunft eine vielversprechende Strategie darstellen.
  3. Individuelle Risikobewertung: Die Wahl des Mundhygieneprodukts sollte immer auf einer individuellen Risikobewertung basieren. Bei Patienten mit hohem Kariesrisiko oder bestimmten oralen Erkrankungen ist eine engmaschige Kontrolle und gegebenenfalls die Empfehlung spezifischer Produkte unerlässlich. Hier können Zahnputztabletten mit unzureichender Fluoridfreisetzung ein Risiko darstellen.
  4. Anwendungstechnik: Unabhängig vom Produkt ist die korrekte Zahnputztechnik entscheidend für den Erfolg der Mundhygiene. Patienten sollten in der Anwendung von Zahnputztabletten geschult werden, insbesondere im Hinblick auf das Zerkauen und die Verteilung der Paste im Mund, um eine gleichmäßige Reinigung zu gewährleisten und potenzielle Rückstände zu vermeiden.

Die neuen Erkenntnisse verändern die Prophylaxe insofern, als dass Zahnärzte nun eine breitere Palette an Produkten bewerten und in ihre Beratung integrieren müssen. Dies erfordert eine kontinuierliche Weiterbildung, um auf dem neuesten Stand der Forschung zu bleiben. Wirtschaftliche Auswirkungen könnten sich durch die höhere Preisgestaltung von Zahnputztabletten ergeben, die für einige Patienten eine Hürde darstellen könnte. Organisatorisch bedeutet dies, dass Praxen möglicherweise Informationsmaterialien zu Zahnputztabletten bereithalten und ihre Patienten umfassend beraten müssen.

Die Zukunft des Lächelns

Die Forschung im Bereich der Zahnputztabletten und alternativen Mundhygieneprodukte ist dynamisch. Laufende Studien konzentrieren sich auf die Langzeitwirksamkeit von Hydroxylapatit, die Optimierung der Fluoridfreisetzung aus Tablettenformulierungen und die Entwicklung neuer Wirkstoffe. Vielversprechende Forschungsansätze umfassen die Integration von Präbiotika und Probiotika zur Modulation des oralen Mikrobioms, um Karies und Parodontitis noch effektiver vorzubeugen. Auch die Entwicklung von personalisierten Zahnputztabletten, die auf das individuelle Risikoprofil eines Patienten zugeschnitten sind, könnte eine zukünftige Richtung sein.

Disruptive Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) könnten in der Diagnostik und Therapie eine Rolle spielen, indem sie beispielsweise die Analyse des oralen Mikrobioms verbessern oder personalisierte Empfehlungen für Mundhygieneprodukte generieren. Im Bereich der Biomaterialien wird an neuen Substanzen geforscht, die den Zahnschmelz noch effektiver remineralisieren oder antibakterielle Eigenschaften aufweisen. Langfristig könnten diese Entwicklungen zu einer noch präziseren und individuelleren Kariesprophylaxe führen, bei der Zahnputztabletten einen festen Platz im Spektrum der Mundhygieneprodukte einnehmen, vorausgesetzt, ihre Wirksamkeit wird durch robuste wissenschaftliche Evidenz untermauert.

Zahnputztabletten: Mehr als nur ein Trend?

Zahnputztabletten stellen eine interessante Entwicklung in der Mundhygiene dar, die insbesondere durch ihre Nachhaltigkeitsaspekte und praktische Handhabung überzeugen. Aus zahnmedizinischer Sicht ist ihre Wirksamkeit, insbesondere im Hinblick auf die Kariesprophylaxe, jedoch noch Gegenstand weiterer Forschung. Während fluoridhaltige Zahnputztabletten bei ausreichender Dosierung eine gute Reinigungsleistung bieten können, ist die Evidenz für fluoridfreie Alternativen wie Hydroxylapatit noch nicht so umfassend wie für Fluorid. Zahnärzte spielen eine entscheidende Rolle dabei, Patienten evidenzbasiert zu beraten und die Wahl des Mundhygieneprodukts an das individuelle Risikoprofil anzupassen. Die Zukunft wird zeigen, inwieweit Zahnputztabletten ihren Platz als vollwertige Alternative zur herkömmlichen Zahnpasta festigen können, gestützt durch weitere hochwertige klinische Studien und innovative Formulierungen.

Quellen
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  4. Enax, J., & Epple, M. (2019). Modes of Action and Clinical Efficacy of Particulate Hydroxyapatite in Oral Care Products. The Open Dentistry Journal, 13, 274-282. https://opendentistryjournal.com/VOLUME/13/PAGE/274/FULLTEXT/
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  6. AWMF-Leitlinie (2025). S3-Leitlinie Kariesprävention bei bleibenden Zähnen – grundlegende Empfehlungen. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. https://register.awmf.org/assets/guidelines/083-021l_S3_Kariespraevention-bei-bleibenden-Zaehnen-grundlegende-Empfehlungen_2025-04.pdf
  7. Stiftung Warentest (2020). Tabletten aus der Tüte statt Zahnpasta aus der Tube. test.de. https://www.test.de/Denttabs-im-Schnelltest-Tabletten-aus-der-Tuete-statt-Zahnpasta-aus-der-Tube-5615343-0/
  8. Medizin-Transparent.at (n.d.). Hydroxylapatit in Zahnpasta: Wirksamkeit nicht belegt. Medizin-Transparent.at. https://medizin-transparent.at/hydroxylapatit/
  9. Lieblings-Zahnarzt (2025). Zahnputztabletten: die Alternative zur Zahnpasta? lieblings-zahnarzt.de. https://www.lieblings-zahnarzt.de/lieblings-blog/zahnpflege-und-praevention/zahnputztabletten-zahnpflege-aus-der-tuete/
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