Digitale Aligner

Digitale Aligner

| 5.4.2024 |

Die Kieferorthopädie hat in den letzten Jahrzehnten eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen, angetrieben durch technologische Innovationen, die die Behandlung von Zahnfehlstellungen präziser, effizienter und ästhetisch ansprechender gestalten. Eine der prominentesten Entwicklungen in diesem Bereich ist die Einführung und rasante Verbreitung digitaler Aligner. Diese transparenten, maßgefertigten Schienen haben die traditionellen festsitzenden Apparaturen in vielen Fällen abgelöst und bieten sowohl Patienten als auch Behandlern neue Möglichkeiten. Doch jenseits des anfänglichen Hypes stellt sich die Frage nach der tatsächlichen Wirksamkeit, Vorhersagbarkeit und den langfristigen Implikationen dieser Technologie. Wie hat sich der Einsatz digitaler Aligner in der zahnmedizinischen Praxis etabliert, und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse untermauern ihren Erfolg?

Was die Forschung sagt

Die Effektivität und Vorhersagbarkeit der digitalen Aligner-Therapie (CAT) ist Gegenstand intensiver Forschung. Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von Shrivastava et al. (2023)1 zeigte erfolgreiche Ergebnisse, besonders in milden bis moderaten Fällen, mit Vorteilen bei der Behandlungszeit. Die Evidenz für die Wirksamkeit ist jedoch noch unzureichend, und im Vergleich zu herkömmlichen festsitzenden Apparaturen (FAs) boten Clear Aligner einen stabileren Behandlungsverlauf1.

Alwafai et al. (2023)2 bewerteten die Vorhersagbarkeit von Zahnbewegungen und die klinische Wirksamkeit von CAT. Die Genauigkeit bei Rotationsbewegungen, insbesondere bei Eckzähnen, war nicht zuverlässig. Horizontale Bewegungen waren besser vorhersagbar als vertikale. Das Evidenzniveau für Vorhersagbarkeit und Wirksamkeit von CAT im Vergleich zu FAs wurde als niedrig bis moderat eingestuft. CAT kann komplexe Malokklusionen behandeln, erzielt aber tendenziell weniger genaue Ergebnisse als FAs2.

Sereewisai et al. (2023)3 untersuchten die Genauigkeit virtueller Setups. Statistisch signifikante Unterschiede zwischen virtuellen Setups und tatsächlichen Behandlungsergebnissen waren klinisch akzeptabel. Die Studie unterstützt den Einsatz virtueller Setups in Praxis und Ausbildung, betont aber die Notwendigkeit weiterer hochwertiger Studien zur Bestätigung der Genauigkeit3.

Die Integration künstlicher Intelligenz (KI) ist ein aufstrebendes Feld. Albalawi et al. (2025)4 bewerteten die Leistung von KI-basierten großen Sprachmodellen (LLMs) bei kieferorthopädischen Fragen. Sie weisen auf die oft fragwürdige Genauigkeit und Qualität online gefundener Informationen hin und betonen die Notwendigkeit einer kritischen Bewertung KI-generierter Inhalte4.

Aktuelle Forschung zeigt, dass digitale Aligner eine vielversprechende Option für milde bis moderate Fälle sind. Die Vorhersagbarkeit bestimmter Zahnbewegungen bleibt eine Herausforderung, und die Genauigkeit virtueller Planungen bedarf weiterer Studien. KI birgt großes Potenzial für Behandlungsplanung und Patientenkommunikation, erfordert aber sorgfältige Validierung.

Digitale Transformation in der Praxis

Digitale Aligner haben weitreichende Implikationen für Zahnarztpraxen. Die Diagnostik profitiert von intraoralen Scannern, die präzise digitale Modelle für die virtuelle Behandlungsplanung erstellen. Dies verbessert die Genauigkeit und optimiert den Workflow, indem potenzielle Herausforderungen frühzeitig erkannt werden.

Therapeutisch bieten Aligner eine ästhetische Alternative zu festsitzenden Apparaturen, was die Patientenakzeptanz erhöht. Die Möglichkeit, Aligner zur Mundhygiene zu entfernen, fördert die Mundgesundheit. Praxen konzentrieren sich auf die Überwachung des Behandlungsfortschritts und der Patienten-Compliance. Regelmäßige Kontrollen werden effizienter, und die Prophylaxe profitiert von der besseren Reinigbarkeit.

Wirtschaftlich sind Investitionen in digitale Technologien zunächst hoch, amortisieren sich aber durch Effizienzsteigerung und breitere Patientenansprache. Die digitale Workflow-Optimierung reduziert physische Modelle, minimiert Fehler und ermöglicht präzisere Zeitplanung, was zu effizienterer Stuhlzeit führt. Organisatorisch erfordert die Umstellung Schulungen und Anpassung der Abläufe. Die Patientenkommunikation wird durch 3D-Simulationen verbessert, was Verständnis, Motivation und Zufriedenheit fördert.

Innovationen am Horizont

Die Entwicklung digitaler Aligner und der Kieferorthopädie ist rasant. Studien konzentrieren sich auf die Verbesserung der Vorhersagbarkeit bei komplexen Malokklusionen und die Optimierung der Aligner-Materialien, möglicherweise durch smarte Materialien.

Ein vielversprechender Ansatz ist die weitere Integration von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen. KI-Algorithmen könnten präzisere, personalisierte Behandlungspläne erstellen und die Überwachung des Behandlungsfortschritts automatisieren, was frühzeitige Interventionen ermöglicht und die Behandlungsdauer verkürzt.

Potenziell disruptive Technologien umfassen Fortschritte im 3D-Druck für schnellere und kostengünstigere Aligner-Herstellung. Neue Biomaterialien könnten die Knochen- und Gewebeheilung unterstützen oder das Risiko von Wurzelresorption minimieren.

Langfristig könnten diese Entwicklungen zu einer stärker integrierten digitalen Zahnmedizin führen, bei der Diagnostik, Behandlungsplanung, Therapie und Nachsorge nahtlos verbunden sind. Die Rolle des Zahnarztes würde sich zu einer beratenden und überwachenden Funktion entwickeln, unterstützt durch intelligente Technologien. Patienten profitieren von kürzeren Behandlungszeiten, höherer Präzision, verbessertem Komfort und ästhetisch ansprechenderen Ergebnissen. Die digitale Aligner-Therapie steht erst am Anfang ihres Potenzials.

Quellen
  1. Shrivastava, A., Mohanty, P., Dash, B. P., Jena, S., & Sahoo, N. (2023). Proficiency of Clear Aligner Therapy: A Systematic Review and Meta-Analysis. Cureus, 15(9), e45072. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10568240/
  2. Alwafai, A., Bich, Y. M., Avanessian, A., Ad, S. M., Val, N. R., & Zou, B. (2023). Overview of systematic reviews and meta-analyses assessing the predictability and clinical effectiveness of clear aligner therapy. Dentistry Review, 3(4), 100074. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2772559623000123
  3. Sereewisai, B., Chintavalakorn, R., Santiwong, P., Nakornnoi, T., Neoh, S. P., & Sipiyaruk, K. (2023). The accuracy of virtual setup in simulating treatment outcomes in orthodontic practice: a systematic review. BDJ Open, 9(1), 41. https://www.nature.com/articles/s41405-023-00167-3
  4. Albalawi, F., Khanagar, S. B., Iyer, K., Alhazmi, N., Alayyash, A., Alhazmi, A. S., Awawdeh, M., & Singh, O. G. (2025). Evaluating the Performance of Artificial Intelligence-Based Large Language Models in Orthodontics—A Systematic Review and Meta-Analysis. Applied Sciences, 15(2), 893. https://www.mdpi.com/2076-3417/15/2/893
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    5 von 5 Sternen